Combeenation: Der Pionier der Konfiguratoren
Autor: Elisabeth Sonnleitner
Er war schon immer ein Tüftler, der sich für neue Technologien begeisterte und seinen ganz eigenen Weg ging. Das begonnene Studium hatte er schnell wieder abgebrochen, weil er feststellte, dass sich in der Praxis mehr Wissen aufbauen lässt. Die Rede ist von Klaus Pilsl, Gründer von Combeenation. Es war der elterliche Betrieb, in dem er vor 25 Jahren erstmals mit dem Thema Konfiguratoren in Berührung kam. Da der Markt keine passenden Lösungen lieferte, wurde kurzerhand selbst eine programmiert. Vermutlich war es einer der ersten deutschsprachigen Konfiguratoren überhaupt und der Grundstein zur heutigen Erfolgsgeschichte von Combeenation.
Wenn Visionen wahr werden
Als 2008 der elterliche Betrieb verkauft wurde, war es an der Zeit sich neu auszurichten. Wo soll die berufliche Reise hingehen? Bei einem Familienseminar fiel dann der Satz der als Antwort zu dieser Frage dienen sollte - ein Statement das dem Geschäftsführer bis heute in Erinnerung bleibt: „Zieht man vom Leben die Schlafenszeit ab, ist die Arbeitszeit der größte verbleibende Teil. Geht man dort einer Aufgabe nach, die einem nicht mit Leidenschaft erfüllt, hat man sein Leben verschwendet.“ Zu diesem Zeitpunkt hegte der IT-Enthusiast noch immer eine unbeschreibliche Leidenschaft für Konfiguratoren und mit ihr eine große Vision: „Was, wenn alle Produkte, individualisierbar wären? Das war beim Schneider oder Tischler um die Ecke immer schon selbstverständlich. Aber im Internet? … Und weltweit? … Und rund um die Uhr?“
Diese zentralen Fragestellungen motivierten ihn immer mehr dazu seine Leidenschaft endlich in einen Beruf umzuwandeln. Also wurde kurzerhand ein Startup gegründet, begleitet von einer ziemlich romantischen Gründungsvorstellung, eine Vorstellung die den Unternehmer schnell wieder auf den Boden der Tatsachen holte. „Ich wäre fast in dieser Zeit nicht am technischen Know-How, sondern viel mehr am Teamaufbau gescheitert. Es war quasi unmöglich fachlich qualifiziertes Personal zu finden.“
Doch wie heißt es so schön: Das Gute liegt so nah. Kurz vor dem Scheitern wurde Klaus Pilsl über Umwegen ein Mitarbeiter empfohlen. Das Absurde daran? Er wohnte nur drei Häuser weiter, in derselben Straße in der der heutige Geschäftsführer sein Zuhause findet. „Das war ein Augenöffner für mich, denn die besten Tools und die besten Programme können niemals Beziehungen ersetzen.“
Willkommen im Startup-Leben
Gerade diese Anfangsjahre, in denen ausschließlich an der heute führenden Technologie programmiert wurde, waren keine leichten. Ein kleines Kellerbüro im Elternhaus des Gründers, das arbeitsrechtlich so einige Fragen aufgeworfen hätte, diente als Programmierzentrale. „Man benötigt für ein Startup eine dicke Haut und reichlich Ausdauer. Das macht den Unterschied, welche Startups überleben und welche nicht.“ so Pilsl. Ein Statement das vom Team getestet und bewiesen wurde, obwohl sie dabei oftmals an deren Grenzen gestoßen sind. Denn die Entwicklung hat an Stelle der geplanten 26 Monaten, 5 Jahre gedauert. Ein Umstand der einmal mehr die immense Komplexität hinter der Technologie ans Licht bringt.
Es war eine Zeit die das Unternehmen finanziell schwer belastete, in der die Mitarbeiter notgedrungen in Bildungskarenz geschickt werden mussten. Diese glaubten aber fest an Combeenation. Suchten sich keine neue Arbeit, sondern programmierten in deren Freizeit freiwillig weiter. Eine unfassbare Leistung, ohne die das Unternehmen heute gar nicht mehr da wäre. Jedes Mal, wenn es zu einem kritischen Punkt kam, erinnerte sich das Team an den Leitsatz: „Immer wenn du glaubst es geht nicht mehr weiter, bist du erst bei 40 % deiner Kapazitäten“.
Combeenation auf Wachstumskurs
Das Durchhaltevermögen zahlte sich aus und belohnte sie kurz darauf mit den ersten Kunden. Endlich wurde unter Beweis gestellt, dass die Konfiguratoren von Combeenation einzigartig sind und fantastische Ergebnisse liefern. Mit dieser Leistungsschau wurde auch der erste Investor (der Oberösterreichische Hightech-Fond) an Land gezogen. Einer Investition in Wachstum stand daher nichts mehr im Weg.
Der ganz große Durchbruch, jedoch, gelang Combeenation mit dem Investment von AVV. In einem harten Due Diligence Verfahren wurde das Unternehmen auf Herz und Nieren geprüft. Eine 14-monatige Phase in der Klaus Pilsl an die Grenzen seiner Belastung kam. Aber es hat sich gelohnt und der Wachstumskurs konnte noch stärker fokussiert werden.
Co-Founder
Einen wesentlichen Beitrag zum Unternehmenserfolg trägt der Co-Founder Dr. Paul Blazek. Bereits in sehr früher Phase gestaltete er aktiv das Unternehmen sowie das Produkt mit und ließ seine Expertise auf dem Gebiet der individuellen Massenproduktion einfließen. Neben seinem Einsatz für Combeenation ist er Gründer und CEO einer forschungsgetriebenen Digitalagentur, Hochschullehrer und Innovationsforscher. Als Gründungsmitglied des "International Institute on Mass Customization and Personalization" ist er weit über die Landesgrenzen hinaus bekannt. Paul ist Initiator unzähliger Forschungsprojekte und wissenschaftlicher Arbeiten, darunter auch die „Configurator Database“ - die weltweit größte Sammlung von webbasierten Konfiguratoren. Der leidenschaftliche Unternehmer und gefragte Speaker war beim Aufbau von unzähligen Startups beteiligt und hat sich dadurch ein starkes Netzwerk in der Gründerszene aufgebaut.
Was ist entscheidend?
Auf die Frage was entscheidend für den Erfolg von Combeenation ist, kommt von Klaus Pilsl unmissverständlich: „Es ist die Mannschaft, auf die ich mich verlassen kann. Das wichtigste Kapital sind Mitarbeiter, die mit vollem Einsatz bei der Sache sind. Gute Leute zu finden und dauerhaft ans Unternehmen zu binden ist das Um und Auf. Die sozialen Charakterzüge sind mindestens so bedeutend wie die fachlichen Kompetenzen. Denn mit Egoisten kann man nicht erfolgreich sein.“
Innerhalb der letzten 1,5 Jahre, hat sich die Mitarbeiteranzahl verdoppelt und das Unternehmen steuert weiterhin auf Wachstumskurs. Heute steht Combeenation vor allem für Konfiguratoren mit anspruchsvollen Anforderungen. So zählen nicht nur Unternehmen aus Österreich, Deutschland oder der Schweiz zu den Kunden, sondern auch aus Übersee. Ende 2020 wurde Combeenation zudem noch als „Mass Customization Innovator of The Year“ ausgezeichnet.
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